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Mi. 29.06.05 - 12:54:08 hainz Registriert seit: Juni 2000 Posts: 2.330 Fan von: HC Bozen |
Franz Sinn: „Es ist bereits fünf nach Zwölf“
Kaum einer in Südtirol lebt und erlebt Eishockey wie er. Fast dreißig Jahre lang hat Franz Sinn über Eishockey geschrieben, er hat alle Höhen und Tiefen dieses Sports in Italien erlebt. Vor knapp drei Monaten wurde er zum Chef des italienischen Eishockeys gewählt. Im Gespräch mit Südtirol Online gibt der Chefredakteur der Sonntagszeitung „Zett“ einen kleinen Einblick in „seinen“ Sport und in die Zukunft des italienischen Eishockeys. Südtirol Online: Wie steht es um das italienische Eishockey? Franz Sinn: Derzeit haben wir in der Serie A acht Mannschaften, die zugesagt haben, Bozen gehört natürlich auch dazu. Wir haben aber zwei Spielpläne erstellt, einen mit acht und einen mit zehn Teams. Doch sowohl Varese als auch Turin werden wohl nicht mehr an der Meisterschaft teilnehmen können. Stol: Welche Probleme haben die beiden Klubs? Sinn: Turin hat mehrere Probleme. Dort gibt es mehrere Vereine, die untereinander nicht klar kommen und dann fehlen ihnen auch noch die Spieler. Auch Geld ist nicht mehr vorhanden. Vergangene Saison hat man dort mit einer Legionärstruppe versucht - immer in Hinblick auf die olympischen Spiele - Eishockeyatmosphäre zu schaffen. In Varese ist die Situation sehr tragisch. Dort hat Sponsor „Shimano“ die Schnauze voll und will nicht mehr weitermachen. Auch ist das Eisstadion bruchreif und müsste praktisch neu aufgebaut werden. Deshalb haben wir – trotz mehrerer Rettungsversuche – beide Vereine abgeschrieben. Stol: Eishockey scheint also – geographisch gesehen – nur im Norden langfristig überleben zu können? Sinn: Ich bin absoluter Realist und verfolge seit der B-WM in Graz 1973 das Eishockey. Für mich ich deshalb Eishockey in Florenz oder Bologna absolut realitätsfremd. Natürlich kann man jede Sportart überall praktizieren. Ich kann mich sogar erinnern, dass Cortina - Mitte der fünfziger Jahre - sogar einmal in Abidjan an der Elfenbeinküste gespielt hat. Auch in Rom gab ein C-Turnier von den Junioren. Diese sogenannten Eishockeyhallen werden jetzt aber anders genutzt. Eishockey ist ein komplizierter Sport, bei dem es viel Geld, Einsatz und Hingabe braucht. Stol: Sie haben 29 Jahre über Eishockey geschrieben. Ihre schönsten Erinnerungen? Sinn: Eishockey hat mein Leben geprägt. Ich habe viele Höhen und Tiefen mitgemacht. Die Weltmeisterschaft 1994 in Bozen war sicherlich der Höhepunkt. Dort gab es über 1000 akkreditierte Journalisten und ich hatte die Ehre, die Pressbüros in Bozen, Fassa und Mailand zu leiten. Aber auch der Sieg des HC Bozen in der Euroliga mit Superstar Jaromir Jagr ein Jahr später war ein Highlight. Stol: Das größte Problem des italienischen Eishockeys sind die vielen Ausländer. Welche Lösung streben Sie an? Sinn: Wir haben sie heuer schon reduziert und wollen die Zahl der Ausländer - ähnlich wie in Deutschland - weiter senken. Doch alle sagen, dass sie weniger Ausländer wollen. Schlussendlich sind dann aber alle wieder froh, wenn Ausländer da sind, weil sonst die Preise für die Einheimischen - die ja nicht im Überfluss hier sind - in die Höhe schießen würden. Ich glaube, dass acht oder neun Ausländer pro Team das richtige Maß sind. Es ist wichtig, das richtige Gleichgewicht zu finden. Stol: Wie würden Sie das italienische Eishockey international einstufen? Sinn: Unter den besten 16 Mannschaften, die in der Gruppe A spielen, kann Italien durchaus dabei sein. Aber es gibt durchaus auch bessere und traditionsreichere Teams - wie z. B. Österreich und Deutschland - die heuer abgestiegen sind. Die DEL hat eine ganz andere Reputation als beispielsweise die Serie A. Natürlich ist der Aufstieg in die A-Gruppe, der uns heuer in Holland gelungen ist, toll. Mir persönlich wäre aber lieber, wenn bei uns anstatt eines Kanadiers ein Einheimischer mehr gespielt hätte. Auch wenn wir dann wahrscheinlich nicht aufgestiegen wären. Das wäre aber kein Beinbruch gewesen. Stol: Der italienische Nationaltrainer Goulet träumt von einer Olympiamedaille. Ist das möglich? Sinn: Das entspricht seiner nordamerikanischen Mentalität, alles muss gehen und kann erreicht werden. Aber ich glaube nicht daran. Eher gewinne ich im Lotto acht Millionen Euro, als dass Italien eine Medaille bei den Olympischen Spielen gewinnt. Stol: Wie wollen Sie in Südtirol die Begeisterung fürs Eishockey neu entfachen? Sinn: Heutzutage ist alles viel schwieriger als früher, denn das Freizeitangebot ist viel größer. Eine Eiswelle mit 7000 Plätzen zu füllen ist schwieriger als ein Stadion mit nur 3000 Plätzen. Früher war außer dem HC Bozen weit und breit keine Mannschaft in der Serie A. Heutzutage kämpft jeder Verein um seine Fans und Mitglieder. Schuld haben aber auch die Vereine, die die Mannschaften teilweise total überfremdet haben. Die Fans können sich teilweise nicht mehr mit dem Verein identifizieren. Bei gewissen Vereinen geht es teilweise zu wie in einem Bienenstock. Mannschaften werden innerhalb einer Saison komplett umgekrempelt. Stol: Ist die Einführung von sogenannten Farmteam ein Lösungseinsatz, um die Ausländerflut zu begrenzen? Sinn: Ja. Wir haben auch beschlossen, dass diese Vereine sich die Spieler bis zum Play-off unbeschränkt teilen dürfen. Zusätzlich dürfen Spieler, die unter 23 Jahre alt sind, bis zum letzten Spiel wechseln. Dadurch wollen wir vor allem die jungen Spieler fördern. Stol: Südtirols Vereine sind teilweise arg verschuldet. Wie ernst ist die Situation? Sinn: Es kursieren die verschiedensten Gerüchte. Eines ist aber klar: Wenn wir das italienische Eishockey retten wollen, dann ist es bereits fünf nach Zwölf. Es hilft nur mehr eine Radikalkur. Stol: Medienpräsenz ist für Vereine auf Sponsorensuche das Um und Auf. Sinn: Wir sind bereits in Verhandlung mit dem Fernsehsender Sky. Sie wollten mit uns am 23. Juni einen Sendeplan machen. Aber genau dort beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz, weil wir noch nicht wissen, wie viele Vereine überhaupt teilnehmen. Der Vertrag liegt uns unterschriftreif vor. Sie würden ein Spiel pro Spieltag zeigen und dies dann bis zum Finale steigern. Auch ein Sponsor für die gesamte Liga wurde bereits gefunden. Wir haben eine riesige Weltfirma, die im Bereich der Sportartikel tätig ist, an der Angel. Aber der Fisch kann noch nicht anbeißen, wenn das drum herum noch nicht festgelegt ist. Stol: Abschließend noch eine persönliche Frage. Wer ist Ihr Lieblingsverein in Südtirol ? Sinn: Ich war immer schon mehr Fan von einzelnen Spielern. Rudi Hiti vom HC Bozen war ein genialer Spieler, aber auch ein Jim Corsi, ein Heini Bacher oder ein Ron Ivany haben mich begeistert. Insgesamt habe ich aber kleinere Vereine wie den HC Siebeneich lieber, als das ganze Profigetue. Interview: Anton Höller |
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Mi. 29.06.05 - 22:57:56 Gianpaolo Registriert seit: Juni 2000 Posts: 11.790 |
[Zitat] Eine ziemlich diskutable Aussage die er sich als "Chef des italienischen Eishockeys" besser erspart hätte . Dieser Beitrag wurde am 29.06.05 - 23:08:28 von hainz editiert! |
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Do. 30.06.05 - 11:53:53 andipag Registriert seit: Mai 2003 Posts: 1.377 Fan von: Hockey Milano |
na super... | ||||||||
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Eishockey Forum - Interview aus Stol.it Mit Franz Sinn
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